Die Kulturrevolution schreitet voran!


Während die Auflagen der Tageszeitungen und Magazine stetig schwinden, boomen die digitalen Medienangebote. Reichweite toppt immer häufiger Expertenstatus. Der Mob prägt die öffentliche Meinung. Und die immer neuen Social Outlets, Blogs, Foren, YouTube-Influencer befeuern den „Information Overload“ in unfassbarer Geschwindigkeit. Das Leseverhalten verändert sich dramatisch. Dieser Wandel ist vergleichbar mit der bisher größten Revolution in der Kulturgeschichte: der Erfindung der beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg vor 500 Jahren und dem damit eingeleiteten Beginn unserer modernen Wissens- und Kommunikationsgesellschaft.
 

Wie können Designer und Kreative auf diesen Kulturwandel reagieren? Wie kann das Lesen neben den boomenden Entertainmentangeboten aus den Bereichen Audio und Video (netflix, youtube, spotify und co.) bestehen?

Welchen Auftrag und welche Verantwortung haben Designer und Kreative hierbei?

Die Design Conference FURE (THE FUTURE OF READING), die am 21.11.2019 in der Münster School of Design stattfand, schuf einen Raum für Statements, Visionen und Positionen von Designern, Journalisten, Webdesignern, Bildungsforschern, Typografen und Art Direktoren namhafter Magazine und Zeitungen.
 

1. Die moderne Gestaltung und Typografie muss sich an das veränderte Leseverhalten anpassen

Die Digitalisierung ist aus unserer Kommunikationsgesellschaft nicht mehr wegzudenken. Durch den Overload an Informationen im Internet besteht eine geringere Bereitschaft und weniger Zeit, längere Texte zu lesen.

1.1

Das bedeutet für den journalistischen Bereich: Informationen müssen in Snippets aufbereitet werden, die Dramaturgie ist enorm wichtig, um dem Leser „bei der Stange“ zu halten. Zudem kommt hinzu, dass die automatisierte Content-Produktion und Distribution den klassischen Journalismus obsolet macht ... eine große Herausforderung für die Branche und Berechtigung, Bedenken an diesem „Qualitätsverlust“ der kostenlos im Netz abrufbaren News-Contents anzumelden. Nicht zuletzt angesichts Fake-News und Propaganda.

1.2

Für die Gestaltung von Webseiten werden Lesemuster relevant. Lesen wird analytischer, im Vorfeld können Lesemuster mittels einer Attention Heat Map, die die Blickführung und Aufmerksamkeitssteuerung des Internet-Nutzers misst, angewandt werden (Eyetracking-Forschung). Der klassische Internetnutzer liest kaum noch, er scannt, durchforstet und überfliegt. Immer auf der Suche nach der einen, schnellen Information. Die moderne Typografie muss sich diesem Lesemuster anpassen: durch Gliederung, gute Formatierung, Hervorhebung von Buzz-Words pro Abschnitt, optimale Anordnung, gelernter Inhalt wie z.B. Navigation und Bereitstellung perfekter Inhalte ohne unnötigen Content.

1.3

Auch im didaktischen Bereich wird die Rolle der Typografie in Zukunft neu beleuchtet werden. Viele Schüler/innen stellt das Textverstehen vor große Herausforderungen. Lange wurde hier das Hauptaugenmerk auf die sprachliche Ebene gelegt.

In neuen, interdisziplinären Studien sind Didaktiker, Typografen und Sprachwissenschaftler nun gleichermaßen beteiligt, das Schulbuch verständlicher zu machen. Folgende visuelle Gestaltungsmittel kommen hierbei zum Einsatz: sinnvolle Abschnitte, Gliederung durch Überschriften, einfache Sprache und Veranschaulichung der Inhalte durch Grafiken. Das Leseverhalten in unserer digitalen Welt nimmt hierbei eindeutig Einfluss auf die zukünftige Gestaltung unserer didaktischen Texte.

1.4

Schrift wandelt sich. Schriftengestalter entwickeln Schriften für morgen. Die Futura, schon seit 100 Jahren als die Schrift der Zukunft von Paul Renner gestaltet, dominiert in ihrer geometrische Grundform immer noch die digitalen Tech-Marken unserer Zeit: Airbnb, Netflix, Google und Spotify liegt allesamt die serifenlosen Linear-Antiqua zugrunde, die in ihrer geometrischen Grundform Geradlinigkeit und Sicherheit ausdrückt.

Daneben entwickeln junge Schriftengestalter innovative, außergewöhnliche Schriften mit Persönlichkeit. Auf futurefonts.com kann man Fonts von morgen „in progress“ anschauen und günstig einkaufen. Auf der Plattform fontstand.com können Designer trendige Schriften auf Zeit kostenlos ausprobieren. Den Anspruch, auch im Web abwechslungsreiche Typografie auf Printniveau anwenden zu können, lässt sich mit variablen Fonts erreichen. Diese sind eine Weiterentwicklung der OpenType-Schriftartspezifikation, mit der viele verschiedene Variationen einer Schriftart in eine einzelne Datei integriert werden können, anstatt für jede Breite, Stärke oder Stil eine separate Schriftartdatei zu haben.


2. Gibt es noch eine Zukunft für das klassische Medium Print?

Ein Beispiel: „DIE ZEIT“

Vielleicht kann man sich die Erfolgsgeschichte der „Zeit“ so vorstellen: Wir haben lange Jahre gefeiert und sind nun auf der letzten Party. Aber keiner geht. Warum? Man macht sich Mühe und umgarnt die Gäste in Form von „Goodies“, Schnittchen, cooler Musik und Wohlfühl-Atmosphäre. Sprich: gute Gestaltung mit Mut zum Weißraum (keine Vorgaben: White Canvas), sichtbar gemachte „Mühe“ und Kunst von Menschen für Menschen (keine Automatisierung), Spiel mit den Kernattributen des Mediums: Nutzen des Raums des großen Formats. Außerdem: Autorenschaft der Beiträge (Ausdruck schaffen), das Investieren in außergewöhnliche Fotografen (keine Stockfotos). Print kann überleben, allerdings nicht in dem Ausmaß wie bisher. Genau da, wo die digitale Kommunikation an ihre Grenzen kommt, kann und muss Print seine Rolle finden. Neben der digitalen, automatisierten Content-Überflutung muss sie hier auf folgende Ressourcen setzen: die Idee, das Risiko, das Lokale und Bodenständige, das Kostbare, die Qualität, das Künstlerische, das Menschliche, das Verrückte. Denn: der Mensch ist seltsam und voller Widersprüche.

Während die traditionelle Tageszeitung oder Gossip-Presse über kurz oder lang dem Untergang geweiht sind, erlebt derzeit die Magazingestaltung eine kreative Blütezeit.


Magazine
Die Bewegung gegen die Flüchtigkeit im Netz und der Wunsch nach Beständigkeit und Value zeigt sich z.B. auch darin, dass digitale Marken wie netflix und facebook ihre eigenen Print-Magazine herausgeben. Das Zusammenspiel von digitalen Medien und Print erlaubt neue spannende Storytelling-Formate. Und die potenzielle Leserschaft ist dank ihrer Social-Media-Erfahrung so empfänglich für intelligenten, relevanten, visuell ansprechenden Journalismus wie noch nie. Doch auch hier war der Designauftrag der Medienmacher/-innen noch nie so wichtig wie heute.

Für sie besteht heute die größte Herausforderung im Übergang von Sender- Empfänger-Denken zur aktiven Kommunikation als Schnittstelle zwischen Gestaltern, Journalisten, Fotografen und dem Publikum. Gerade in Zeitalter der Fake-News-Propaganda müssen Designer/-innen ihre Verantwortung erkennen, den wichtigen Themen und Fakten zur entsprechenden Wirkung zu verhelfen.
 

3. Fazit

Print- und Digitale Medien werden auch in Zukunft nebeneinander existieren. Print muss sich in seiner Form wandeln und an die neuen Lesegewohnheiten und -bedürfnisse der neuen Leserschaft anpassen. Typografie muss Content im Netz optimal aufbereiten. Die Wahrung von Kreativität, Persönlichkeit und Authentizität muss als Designauftrag gesehen werden. Eine spannende Herausforderung für alle Medienmacher in einer neuen Zukunft der Kommunikation.

Wenn Sie tiefer in das Thema einstiegen möchten, freut sich Marie Ienco (Creator) auf einen regen Austausch und ein spannendes Kennenlernen.


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über den autor

MARIA IENCO ist als Art Directorin für die operative Leitung der markenmutigen Creators verantwortlich und damit für den treibenden Erfolgsfaktor zwischen (Werbe-)Kosten und (Mehr-)Umsatz bei den Kunden der Agentur. Als Gesellschafterin der markenmut AG, leitet Maria das markenkarma Creators-Team, welches zusammen mit den Cootrdinators leidenschaftlich gerne für Kunden konzeptionell-kreativ tätig ist.   


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