„Der Friedhof ist voll von Menschen, die sich für unersetzbar hielten“ Heinrich Böll
Nicht nur Heinrich Böll nutzte diesen herzlosen Ausspruch fälschlicherweise im Kontext der Vergänglichkeit. Meistens sind es nämlich Abschiede, die mit diesem fatalen Missverständnis einhergehen. Spätestens bei der Renteneintrittslaudatio nötigt man oftmals den Scheidenden zum kokettierenden Fazit, dass ja schlussendlich jeder ersetzbar ist. Aber wer so denkt, denkt schlichtweg falsch. Es sei denn, er gehört zu den wenigen Puristen auf dieser Welt, die es schaffen Arbeiten und Leben strikt und ausnahmslos zu trennen. Dann - aber auch nur dann - ist der strikt separierte Arbeitsteil dieser Spezies an sehr wahrscheinlich orthodoxen Marxisten oder auch orthodoxen Protestanten ersetzbar.
Für alle anderen jedoch, die nur einen Funken Berufung in ihrem Beruf fühlen und ihre Aufgaben mit ein wenig Leidenschaft statt mit purem Pflichtbewusstsein angehen, ist die Arbeit ein Teil vom Leben. Zugegeben ein mehr oder wenig großer Teil des Lebens. Aber ein Teil und damit untrennbar vom Leben selbst. Was folgerichtig bedeuten würde, dass die fälschliche Redewendung „jeder ist ersetzbar“ mit „jedes Leben ist ersetzbar“ einhergeht. Und wer, außer ein paar wahnsinnige Despoten, totalitären Führern und durchgeknallten Narzissten würde ernsthaft behaupten wollen, das „jedes Leben ersetzbar“ ist?
Arbeit ist ersetzbar – Menschen nicht!
In unserer schnell drehenden Welt erwischen uns Innovationen meist kalt und unvorbereitet. Dabei lauert hinter jeder Innovation auch mindestens ein Junior-Unternehmensberater auf der Karriereleiter mit dem Satz „jeder ist ersetzbar“ und schürt damit die unvermeidliche Angst, als Mensch gar nicht wahrgenommen zu werden. Doch ist es in der Realität und Praxis meist ganz anders als in der schnöden Wirtschaftstheorie gelehrt wird. Denn jeder Arbeitsprozess, der durch Innovationen und Automatisierung rationalisiert wird, der wird zwar rechnerisch effizienter, schneller und besser. Aber es bleibt ein Teil Menschlichkeit auf der Strecke, der eben durch nichts und niemanden ersetzbar ist. Deshalb ist es unerlässlich, bei jedem Innovationsprozess an die Menschen als tatgebendes und einzigartig klingendes Fundament zu denken. Es gilt, Innovationen für Menschen zu entwickeln statt gegen sie. Denn die reinen Rädchen im Getriebe der Arbeitsprozesse sind tatsächlich ersetzbar. Der differenzierende Herzschlag eines Unternehmens – seine unverwechselbare Tonalität in der Kommunikation und damit auch seine Kultur ist das Ergebnis von Menschen, die ihrer Arbeit mit Leidenschaft nachgehen. Menschen, die auf ihre ganz eigene Art unersetzbar sind.
Innovationen sind nötig – Veränderung unvermeidlich.
Mit diesem Wissen und der unternehmerischen Notwendigkeit werden wohldurchdachte Innovationen zu echten Wachstumstreibern. Dabei ist die Reflexion auf Bestehendes keine reine Rechenaufgabe. Sondern eher ein balancierter Blick auf Profitability, Purpose und People gleichermaßen. Schließlich ist es meist das Geleistete in der Vergangenheit, was Unternehmen überhaupt in die Lage versetzt, Ressourcen für Innovationen zu investieren. Umso paradoxer wäre es, Innovationen mit dem Abbau von Mitarbeitern gleichzusetzen. Denn jede noch so tiefgreifende Innovation verlangt nach menschlichem Herzschlag. Rein funktionale Differenzierung ist ein äußerst rares Gut bzw. hat im Normalfall eine überschaubare Halbwertszeit. Deshalb braucht jede erfolgreiche Innovation Eltern, die sie zur Reife bringen. Das bedeutet für Mitarbeiter und Manager, dass es um Veränderung geht. Schließlich ist keiner ersetzbar und wenn die Menschen einfach gehen, bleibt eine Lücke, die Innovationen, Maschinen und Automaten nun mal nicht schließen können. Zumindest vorerst!
Wer mehr Input dazu möchte, wie die markenmutigen für erfolgreiche Innovationen bei zeitgleich behutsamen Change-Management sorgen kann, der schickt uns einfach ein lautes Shout Out an unsere beiden Vorstände b.neisen@markenmut oder t.voigt@markenmut.de.