Progammatic Printing – der Rettungsanker der Druckindustrie?


Der Begriff des Programmatic Printig ist zunächst einmal ein babylonisches Buzzword aus dem Sprachgebraucht der vielzähligen Transformationsberatungs-Cowboys und hat mit dem „programmatischen Einkauf“ von Werbeflächen so wenig zu tun, wie ein Telefonbuchdrucker mit einem Pantonefächer. Trotzdem wird Programmatic Printing zum Rettungsanker der stagnierenden Druckindustrie erkoren. Aber was ist wirklich dran, an der Geschichte mit der digitalen Transformation eines durch und durch analogen Geschäftsmodells?  

Stagniert die Druckindustrie?

Natürlich provoziert die Aussage die Gemüter der Beteiligten, aber in gewisser Hinsicht kann man durchaus die Meinung vertreten, dass die Druckindustrie stagniert, da sie in den letzten Jahren ein eher geringes Wachstum verzeichnet hat. Dies ist natürlich auf den zunehmenden Einsatz digitaler Medien und die Verlagerung von Marketing- und Werbebudgets in Richtung Online-Kanäle zurückzuführen. Das ist jedem klar und sicher der gewichtigste Grund für mangelndes Wachstum. Dazu kommt ein neues Bewusstsein zum Thema Nachhaltigkeit, und da schneidet das energieintensive Produzieren von bedrucktem Papier aus CO2 bindenden Rohstoffen wahrlich nicht ganz so gut bei Gen-Z ab. Zum Glück hält kein Kleber wirklich gut an Baumrinde, sonst hätten wir wohlmöglich neben „Strassenklebern“ auch noch jede Menge „Waldkleber“ unter uns. Fakt ist, dass Informationen tatsächlich heutzutage in digitaler Form schneller, effizienter, treffsicherer und vor allem nachhaltiger über digitale Wege zu uns Konsumenten transportierbar sind. Was Werbung, Kommunikation und Information betrifft sieht es also nicht so rosig aus für die Druckindustrie. Aber – und auch das „Aber“ hat Gewicht: Die Druckindustrie spielt nach wie vor eine wichtige Rolle in vielen Bereichen, einschließlich Verlagswesen, Verpackung, Etiketten und anderen Bereichen, die eine physische Präsenz erfordern. Dazu gibt es Anzeichen dafür, dass die Druckindustrie von einem Trend profitieren kann, bei dem Kunden eine Rückkehr zu physischen Medien und Erlebnissen suchen. Das kann man an erfolgreichen Buchmessen und an Lieferschwierigkeiten bei der Buchproduktion ablesen.   

Darüber hinaus hat die Druckindustrie auf technologische Veränderungen und sich ändernde Bedürfnisse reagiert, indem sie sich auf personalisierte und maßgeschneiderte Lösungen konzentriert, die die Vorteile von Automatisierung und Digitaltechnologie nutzen. „Programmatic Printing“ heißt das Zauberwort dazu, was zeitleich mit der entscheidenden Frage daher kommt, ob es sich dabei um ein potemkinsches Buzzword handelt, was den schleichenden Untergang der Druckindustrie verlangsamen soll oder ob es tatsächlich zum Rettungsanker einer gebeutelten Wertschöpfungskette werden kann? 

Fangen wir mal bei den verschiedene Arten der Interpretation des Begriffs „Programmatic Printing“ an:

Grundsätzlich bezieht sich "Programmatic Printing" auf den Einsatz von automatisierten Prozessen und Technologien zur Erstellung und Produktion von Druckmaterialien. Es umfasst die Verwendung von Datenanalyse, künstlicher Intelligenz, Cloud-Computing und anderen Technologien, um personalisierte und gezielte Drucke zu erstellen und zu produzieren.

In Bezug auf den schleichenden Untergang der Druckindustrie kann "Programmatic Printing" deshalb erst einmal als Versuch angesehen werden, die Branche zu modernisieren und an die sich ändernden Bedürfnisse der Verbraucher anzupassen. Durch die Automatisierung von Prozessen und die Implementierung von personalisierten Drucklösungen kann die Druckindustrie wettbewerbsfähiger und effizienter werden. Auf der anderen Seite kann "Programmatic Printing" als eine reine Marketingstrategie betrachtet werden, um die Druckindustrie am Leben zu erhalten, indem man sie als innovativ und zeitgemäß präsentiert. Denn es gibt Zweifel, ob diese Technologie tatsächlich in der Lage ist, den schleichenden Untergang der Druckindustrie zu verlangsamen oder ob es sich um ein vorübergehendes Trend-Phänomen handelt, bei dem jeder versucht die Themen „Personalisierung“ und Individualisierung“ zu besetzen. Das gilt dann natürlich auch umso mehr für die Druckindustrie, die nicht so dynamisch wie andere Branchen ist, aber natürlich nach Kräften kämpft, um das Pferd so lange wie nur eben möglich zu reiten.  

Insgesamt ist es jedoch Fakt, dass "Programmatic Printing" Teil eines größeren Trends ist, bei dem Automatisierung und Technologie in immer mehr Branchen Einzug halten. Ob es nun ein potemkinsches Buzzword ist oder nicht, es ist wahrscheinlich, dass die Druckindustrie sich weiterentwickeln und anpassen wird, um den Bedürfnissen der Verbraucher gerecht zu werden. Ob dabei der Inhalt des Druckerzeugnisses das richtige Packende ist, bleibt abzuwarten. Vielleicht kehren wir ja auch zurück zu 3D gedruckten Steinplatten und erfinden damit eine nachhaltige Druck-Wertschöpfungskette neu? Technologisch gesehen sind die Weiterentwicklungsoptionen grenzenlos. Realistisch allerdings scheint sich die Druckindustrie noch recht schwer mit der Zukunft des Machbaren zu tun. Umso spannender wird es also sein zu sehen, welche Innovationen in den nächsten Monate Jahren aus den Reihen der Gilde der Drucker und Produktioner das Licht der Welt erblickt.     

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über den autor

TOBIAS VOIGT ist Vorstand und Gesellschafter der markenmut AG. Er zeichnet verantwortlich für das kreative Produkt der Agentur sowie die Marketing Engineering Expertise, welche Tobias Voigt an den Standorten Düsseldorf und Frankfurt auf- und ausbaut. Mit über 25 Jahren Agenturerfahrung reflektiert Tobias nicht nur stetig den Status Quo modernen Marketings, sondern geht auch mit der selbst zugeschriebenen Innovationsfähigkeit der Kreativ- und Beratungs-Branche hart ins Gericht. Im Tagesgeschäft hilft er ausgesuchten Unternehmenslenkern streng nach dem Motto „Mut sticht Mammon“, die Fesseln traditionellen Marketingdenkens abzuschütteln, um neue Wertschöpfungspotenziale und- quellen zu erschließen.

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